
Poelzig Hans (1869-1936), Kabelwerk Dr. Cassirer, Berlin-Spandau: Teilansicht der Lagerräume. Foto auf Karton, 58,50 x 81,50 cm. Architekturmuseum der Technischen Universität Berlin, Inv. Nr. 3778, PDF.
Die Poelzig-Halle des ehemaligen Kabelwerks Dr. Cassirer und Co. AG befindet sich im Spandauer Ortsteil Hakenfelde und diente zur Herstellung von Kabeln.
1896 wurde die „Dr. Cassirer & Co. A.G.“ zum Zweck der Produktion von Kabeln und Gummifäden gegründet. Im Jahr 1898 begann die Produktion im neu erbauten Fabrikgebäude an der Charlottenburger Keplerstraße, dem sogenannten Keplerwerk.
Durch den wirtschaftlichen Erfolg in Deutschland und auf dem Weltmarkt bis 1914 und nach dem Ersten Weltkrieg suchte man ein geeignetes Gelände für die weitere Expansion. Dieses Areal fand man Spandau.
Das 6,24 Hektar große und sehr billige Gelände bot mit der Spandau-Bötzower Kleinbahn und der Havel eine günstige Schienen- und Wasseranbindung. Das Werksgelände wurde vor Baubeginn mit dem Sand der U-Bahn-Baustelle Alexanderplatz um einen Meter aufgeschüttet.
Mit der 1928 erfolgten Auftragsvergabe an den Architekten Hans Poelzig (1869– 1936) entstand ein Werksgelände mit einer funktionalen Fertigungshalle in einer Größe von etwa 121 × 78 Metern.
Seit 1920 leitete Poelzig ein Meisteratelier für Architektur an der Akademie der Künste zu Berlin. 1923 wurde er Professor an die Technische Hochschule Berlin.
Poelzig studierte in diesen Jahren den Übergang zur industriellen Fertigung im Bauwesen und entwickelte die Grundlagen der „Neuen Sachlichkeit“ in der Architektur. Der von ihm so genannte „Materialstil“ brachte durch seine Schlichtheit die Eigenschaften der verwendeten Materialien stärker zur Geltung.
Im Sommer 1929 entstand die tragende Eisenkonstruktion der Poelzig-Halle des neuen Kabelwerkes und Ende 1929 wurde der Roh- und Ausbau der Gebäude abgeschlossen. Zwischen Ende 1929 und Anfang 1930 wurden die Maschinen und Fertigungsanlagen aus Charlottenburg nach Spandau gebracht und neu aufgestellt.
Im Februar 1930 begann die Produktion im neuen Cassirer-Werk. Innen war die Halle schlicht und zweckdienlich ausgestattet, schlanke und schmale Stützen und unverputzte Wände boten ein ungewohntes Bild.
Im Zuge der Weltwirtschaftkrise fiel die Produktion 1933 auf einen Tiefststand und ein Bankenkonsortium übernahm die Mehrheit der Aktien. Das Unternehmen produzierte noch bis zum 9. Oktober 1941 unter dem Namen „Dr. Cassirer & Co. AG“, bevor es in „Märkische Kabelwerke AG“ umbenannt wurde.
Die Spandauer Kabelfabrik wurde im des Zweiten Weltkrieges nur wenig beschädigt. 1967 fusionierten die Märkischen Kabelwerke mit dem Kabelwerk Vohwinkel und gehörten zu den neu geschaffenen „Bergmann Kabelwerken“.
Am 30. September 1993 wurde die Produktion in Spandau eingestellt.
Die vom Architekten Hans Poelzig in den Jahren 1928 bis 1930 entworfene Werkshalle wird seit 2003 durch die Stiftung Stadtmuseum Berlin als Museumsdepot genutzt und steht unter Denkmalschutz.
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